Integrations­verständnis des Tiroler Integrations­forum

Integration bedeutet die Möglichkeit der gleichberechtigten Teilhabe aller Gesellschaftsmitglieder am sozialen, ökonomischen, politischen und kulturellen Leben.

  • Integration erfordert auf rechtlicher, sozialer, ökonomischer, politischer und kultureller Ebene gleiche Rechte für alle Menschen. Diskriminierende Sondergesetzgebungen wie das im europäischen Kontext beispiellos restriktive Staatsbürgerschaftsgesetz und das Islamgesetz von 2015 stellen massive Integrationsbarrieren dar und sind Ausdruck eines strukturell verankerten Rassismus, der sich in sämtlichen gesellschaftlichen Bereichen – sei es am Arbeitsmarkt, im Schul- und Bildungswesen, im sozialen Leben oder in alltäglichen Begegnungen – auf unterschiedlichste Weise Ausdruck verschafft.
  • Die politische Verantwortung für Integration bemisst sich nicht nur, aber auch an ausreichenden finanziellen Ressourcen, um ein gelingendes Zusammenleben zu fördern. Einrichtungen im Migrations- und Fluchtbereich sind finanziell abzusichern und das Angebot für Menschen mit Migrationsgeschichten ist auszubauen.
  • Integration ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die alle Bereiche betrifft. Jede:r ist gefragt, einen Beitrag zu leisten. Integration ist kein einseitiger Prozess, der ausschließlich von Menschen mit Migrationsgeschichten zu leisten wäre.
  • Integrationsmaßnahmen müssen auch Geflüchtete einbeziehen – der Großteil der Menschen mit Fluchtgeschichten bleibt langfristig in Österreich.
  • Eine integrative bzw. inklusive Gesellschaft schafft Rahmenbedingungen für die gleichberechtigte Teilhabe ALLER Gesellschaftsmitglieder. Im Zusammenleben braucht es eine hohe Sensibilität gegenüber allen gesellschaftlich verankerten Differenz- und Zugehörigkeitsordnungen (Migrationshintergrund, ökonomischer Status, Geschlechtszugehörigkeit, sexuelle Orientierung, Behinderung etc.) sowie Bewusstmachung und Zurückweisung aller diskriminierenden Handlungsweisen.

Verschieden-Sein, Diversität und Mehrsprachigkeit sind kein „Mangel“ oder „Problem“, sondern ein zu akzeptierendes Faktum und eine Bereicherung für die Gesellschaft.

Wer von Integration spricht, sollte über Rassismus nicht schweigen.

Innsbruck, Juni 2015