Mit.Sprache #1 von Beziehungsweise lernen

Wenn Deutschlernende gefragt werden, mit wie vielen Menschen sie befreundet sind, die deutsche Erstsprache sprechen, kommt meistens die Antwort: mit Niemandem. Das bedeutet, dass zwischen Einwander*innen und Einheimischen keine bis wenige Kontakte existieren. So sieht derzeit die Realität aus – eigentlich bitter und inakzeptabel. 

Obwohl Innsbruck ein breites Spektrum an Deutschkursen, Integrationsmaßnahmen für die Zielgruppe offeriert und vereinzelt diverse Formate wie Konversationsstunden, Sprachencafés, Frauentreffs organisiert werden und die Nachfrage nach solchen Veranstaltungen groß ist, fehlen trotz all dem die Kontakte zwischen „ein- und zweiheimischen“ Menschen. 

2017 wurden 12.242 Integrationsvereinbarungen unterschrieben (ÖIF Jahresbericht 2017, S. 41). Obwohl es heißt, dass Integration alle Menschen einer Gesellschaft betrifft, werden Integrationsvereinbarungen nur von Zugewanderten unterschrieben und per Gesetz für Zuzug und aufenthaltsrechtliche Status verlangt. „Integration wird zur Bringschuld“, denn diese Vereinbarung setzt per Gesetz voraus, dass die deutsche Sprache im Aufnahmeland beherrscht wird. Integrationsbedingungen beeinflussen den gesellschaftlichen Diskurs und die Einstellung gegenüber Zugewanderten. Der Verein hat das Interesse am Austausch und dessen Potenzial als handlungs- und integrationserweiternde Maßnahme erkannt und daraufhin das Konzept von „Deutsch als Freund*insprache“ entwickelt. Die partizipierende Anwesenheit zeigt, dass das Konzept sowohl Teilnehmer*innen als auch Menschen aus der Mehrheitsbevölkerung anspricht und angenommen wird.  „Deutsch als Freund*insprache“ ist Kommunikation, die an reale Handlungen geknüpft ist und in echten Situationen stattfindet. 
Das Konzept, welches zugewanderten Personen beim Spracherwerb und bei der Sprachanwendung unterstützt und ihnen ermöglicht, mit „einheimischen“, deutschsprachigen Menschen im organisierten Rahmen in Kontakt und Austausch zu kommen, ist ein gelungener Versuch, Zusammenhalt in einer pluralistischen Gesellschaft zu stärken. Bei gemeinsamen Aktivitäten (Makramee Workshops, Lesezirkeln, interkulturelles Kochen – öffentliche Mittagstische, Nähen, Gartln, etc.) werden persönliche Erfahrungen zum Thema Integration durch Sprache ausgetauscht. Das Lernen aneinander und voneinander, also auch das Entwickeln eines Miteinanders ist ein Teil des transkulturellen Konzepts. Für Spracherwerb wird dabei ein kommunikativer, interaktiver Ansatz genutzt. Beim Thema Sprache wird ebenfalls eine direkte bzw. natürliche Methode (vergleichbar mit dem Erwerb der Erstsprache), um das semantische Gedächtnis zu aktivieren, angewendet. Hier gilt der Vorsatz: Verstehen statt Übersetzen. Die Kommunikation als wird Lernverfahren und Lernziel betrachtet. 
Was das Programm auszeichnet ist das Co-Working von Sprachtrainerin und Sozialarbeiterin. Diese setzen Sprache und Integration in Beziehung, ohne jeweils das Eine oder das Andere, monolith zu betrachten. Seit kurzem ist das Angebot auch durch das transkulturelle Erzähl- und Sprachlerncafé ergänzt worden. Dieser Ort ist ein Ort der Begegnung und des Austausches.  

Ayse Maluhan, DSA.in, MA
BEZIEHUNGSWEISE LERNEN, Innstr. 2, 6020 Innsbruck

Tel: 0660 24 99 117
www.beziehungsweise-lernen.info,
E-Mail: deutschalsfreundinsprache@gmail.com

Öffnungszeiten:
Mo – Do 8:30 – 12:00 Uhr;
Di – Do 13:00 – 15:30 Uhr;