Mit.Sprache #2 Wohnungsbesichtigung mit Hindernissen

© Foto Nadja Meister, Diakonie Flüchtlingsdienst

Der Beitrag stammt von einer Beraterin aus der Einrichtung Integrations- und Bildungszentren (IBZ) Tirol. Das IBZ Tirol ist eine Einrichtung des Diakonie Flüchtlingsdienstes.

Ich, eine Beraterin der Integrations- und Bildungszentren Tirol, war für eine Wohnungsbesichtigung in Innsbruck mit einer Klientin verabredet. Haifa Husseini* hat einen A1 Deutschkurs absolviert, nach der Geburt ihres Babys besucht sie das Frauencafe, um regelmäßig Deutsch zu sprechen.

Am Weg zum Besichtigungstermin erzählte sie mir von ihren Plänen für den Tag und was sie später noch für ihr Kind einkaufen wollte.

Die Maklerin begrüßte uns beide freundlich. Mit schnellem Tempo ging es durch die Wohnung, die Maklerin erzählte uns in starkem Dialekt die Details der Wohnung. Sie blickte manchmal zu Haifa, richtete das Wort aber ausschließlich an mich. Mehrmals versuchte ich, die Klientin einzubinden:

Maklerin: „Wie lang ist sie denn in Tirol aufhältig? Wer übernimmt gerade die Kinderbetreuung?“

„Haifa, kannst du mir sagen wie lang du jetzt in Österreich bist? Ich habe es vergessen. Und wo ist dein Kind gerade?“

Bevor Haifa antworten konnte, und dies kann sie, denn wir reden gut und viel miteinander, wurde sie durch die Maklerin unterbrochen:

„Ja, Deutsch kann sie nicht. Ja, das sollte man aber nach einiger Zeit lernen hier. Welche Sprache sprechen sie denn miteinander? Wie kommunizieren sie denn?“

„Deutsch sprechen wir. Das klappt hervorragend seitdem wir uns kennen.“ Haifa nickte und blieb aber still. Die Schnelligkeit, der Wortschwall und sicher auch der Dialekt waren einschüchternd genug. Die Maklerin war erstaunt, weil sie nicht verstehen konnte, dass man auch mit einem geringeren Deutschniveau sehr viel miteinander besprechen kann – wenn man denn zuhören und auch verstehen will. 

Ein paar Tage später wurde uns die Absage übermittelt.

*Name von der Redaktion geändert


Der Diakonie Flüchtlingsdienst besteht seit 1989 und engagiert sich in Beratung, Betreuung, Unterbringung, (Aus)-Bildung, medizinischer und psychotherapeutischer Behandlung von Asylsuchenden, Flüchtlingen und Migrant*innen. In Tirol gibt es drei Einrichtungen des Diakonie Flüchtlingsdienstes: 

Ankyra ist ein Zentrum für interkulturelle Psychotherapie, welches seit Mai 2004 kultursensible, dolmetschunterstützte und traumaspezifische Psychotherapie und psychologische Beratung in Tirol anbietet. Das Angebot richtet sich an Asylwerberinnen und Asylwerber, subsidiär Schutzberechtigte, anerkannte Flüchtlinge sowie Migrantinnen und Migranten.

Die Unabhängige Beratung Tirol bietet Sozial- und Rechtsberatung für geflüchtete Personen und MigrantInnen

Die Integrations- und Bildungszentren (IBZ) Tirol bieten mit den Standorten in Imst, Telfs, Innsbruck und Wörgl Starthilfe für asylberechtigte und subsidiär schutzberechtigte Menschen, die sich eine Zukunft in Tirol aufbauen wollen. Die IBZ Tirol begleiten Menschen mit Fluchtgeschichte auf ihrem Weg zur gesellschaftlichen Integration und Selbstbestimmung. Das Angebot umfasst Integrationsberatung, integrative Bildungsangebote und Wohnversorgung. Die Einrichtung vermittelt leistbaren Wohnraum oder tritt selbst als Mieter auf, um Hürden bei der Wohnungssuche zu senken