Mit.Sprache #4 Deutsch ist schwer

In der Wohngruppe yo!vita des Roten Kreuzes Tirol, finden bis zu 20 unbegleitete geflüchtete Minderjährige zwischen 15 und 18 Jahren aus verschiedenen Nationen der Welt einen sicheren Ort. Die Jugendlichen werden bis zu ihrem Auszug professionell und umfassend begleitet und unterstützt. 

Nach einer Phase der Stabilisierung und Orientierung, in denen Alltagskompetenzen vermittelt werden, wird ein Fokus auf Bildung und Perspektiven gelegt. Begleitung während des Asylverfahrens, Gesundheit fördern, Netzwerke aufbauen, Freizeitgestaltung und schließlich die Loslösung von der Einrichtung und die Vorbereitung auf den Auszug sind wesentliche Aufgaben. 

Ein multi-professionelles Team bestehend aus Fachpersonal, Deutschtrainerinnen wie auch Zivildienern und ehrenamtlichen Mitarbeiter_innen schaffen einen Ort der Sicherheit und des Schutzes wie der Orientierung, Entwicklung und des Lernens. Das Rote Kreuz leistet mit yo!vita seit über zehn Jahren einen Beitrag für eine konstruktive und zukunftsfähige Migrations- und Integrationspolitik.

Deutsch ist schwer. Das kann ich beweisen, bitte sehr: https://homeschooling4kids.at/fachbeitrag/deutsch-ist-schwer

Wo ein wille, da ein Verb

Wir sprechen im Deutschkurs über Hobbys und Freizeitaktivitäten. Dabei soll auch die Verbkonjugation eingeübt werden. Für die Kursteilnehmer kein Problem.
Lerner S.: „Ich fahre oft mit dem Fahrrad und schwimme gern.“
Lerner A.: „Ich spiele Fußball und schwimme auch gerne.“
Lerner M. beantwortet meine Frage, ob auch er schwimmen könne und gerne schwimme so: „Ich kanne und ich wille.“

Was ist hier passiert?
Warum hat Lerner M. die Verben richtig und doch falsch konjugiert?

Das kann nicht so schwer sein…
Das konjugierte Vollverb endet in der 1. Person Singular in den allermeisten Fällen auf den Buchstaben –e. Das hat M. gelernt, das Gelernte durch Übung gefestigt und schließlich zur Anwendung gebracht.
Was M. noch nicht wusste: Bei können und wollen handelt es sich nicht um Voll-, sondern Modalverben. Diese Art der Hilfsverben tritt immer in Kombination mit einem Vollverb auf und modifiziert dessen Bedeutung.
Modalverben werden in der 1. und 3. Person anders konjugiert als Vollverben. 

… möchte man meinen
Nun wäre die deutsche Sprache nicht die deutsche Sprache, wenn sie nicht, wie immer, einige schöne Ausnahmen bereithielte. Das Modalverb möchten behält, im Gegensatz zu den übrigen Modalverben, in der 1. P. Sg. das –e. Möchten kann außerdem wollen meist ersetzen. Will oder möchte man besonders höflich sein, empfiehlt sich der Gebrauch von möchten.

Weitere Ausnahmen: Obwohl Modalverben, wie bereits erwähnt, immer, außer im Falle des Modalverbs mögen, das meist ohne Vollverb verwendet wird, zusammen mit einem Vollverb auftreten, muss dieses in vielen Fällen gar nicht genannt werden. Das Modalverb kann selbst zum Vollverb werden, wird aber trotzdem nicht wie eines konjugiert. 
M. weiß das jetzt.Hätten Sie es gewusst?

Sollten sich bei Mitarbeiter*innen unserer Einrichtung grammatikalische Unsicherheiten auftun sind aufmerksame Deutschkursteilnehmer immer gerne behilflich.