Mit.Sprache #6 von Frauen aus allen Ländern

Mehr als 900.000 Menschen haben in Österreich Schwierigkeiten einen längeren Text zu lesen und ihn zu verstehen. Darunter sind auch Menschen, die in ihrem Herkunftsland keine Möglichkeit hatten eine Schule zu besuchen. Sie müssen nun in Österreich Deutsch und gleichzeitig zum ersten Mal lesen und schreiben lernen – und das alles in der Zielsprache Deutsch. Zusätzlich zu all den anderen Herausforderungen, die mit dem Ankommen und Leben in einem neuen Land verbunden sind. 

Für diese Menschen gibt es besondere Basisbildungsangebote, die umfassende und grundlegende Bildungsinhalte vermitteln: Deutsch als Zweitsprache, Lesen und Schreiben auf Deutsch, aber auch Lernorganisation, digitale und mathematische Kompetenzen. Basisbildung soll dabei immer auch dazu beitragen, gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen.

Fatou C. hat mehrere Jahre Basisbildungskurse bei Frauen aus allen Ländern besucht. In einem Interview erzählt sie, was dabei schwierig und was dabei schön war. Und was Lernen in der Pandemie für sie bedeutete. 

Gesamter Beitrag: www.integrationsforum.tirol/mit-sprache
Mehr Informationen: www.frauenausallenlaendern.org


Fatou C. wurde in Gambia geboren und lebt seit fünf Jahren in Innsbruck. Als Mädchen und junge Frau unterstützte sie ihre Mutter im Haushalt und übernahm die Betreuung der sechs jüngeren Geschwister, während die Mutter am Feld arbeitete. Deshalb hatte sie keine Zeit und Möglichkeit, eine Schule zu besuchen und in ihrer Erstsprache Mandinka Lesen und Schreiben zu lernen. 

Fatou C. schloss vor kurzem einen fortgeschrittenen Deutsch- und Basisbildungskurs bei Frauen aus allen Ländern ab, den sie aufgrund der COVID-19-Pandemie teilweise auch online besuchte.

Interview mit Fatou C.: 

Das Interview wurde gekürzt und die Aussagen wurden in eine sprachlich korrekte Form gebracht.

FAAL … Frauen aus allen Ländern

F.C. … Fatou C.

FAAL: Wie geht es dir hier im Deutschkurs? Was findest du nicht gut und was findest du gut?

F.C.: Ich finde es gut… Früher konnte ich nicht schreiben, ich konnte nicht Deutsch sprechen, ich konnte nicht lesen. Aber jetzt lese ich, ich spreche Deutsch. Und andere Leute sagen zu mir: Ich verstehe dich gut.

FAAL: Wann brauchst du Deutsch in deinem Alltag?

F.C.: Ich brauche das Lernen, damit mich andere Leute verstehen, wenn ich spreche, und damit ich andere Leute verstehe, wenn sie sprechen. Deshalb brauche ich Deutsch. Und ich möchte arbeiten gehen und bei der Arbeit alle verstehen.

FAAL: Du kommst hierher zum Deutschkurs zum Lernen. Kannst du Zuhause auch gut Deutsch lernen?

F.C.: Ich brauche es, in die Schule zu kommen. Hier ist es für mich besser. Zuhause ist es schwierig.

FAAL: Warum ist es Zuhause schwierig?

F.C.: Zuhause sagen die Kinder: Mama, ich muss aufs Klo. Mama, ich habe Hunger. Mama, ich brauche Wäsche.

FAAL: Aber hast du Zuhause auch Hilfe? Kann dir jemand beim Deutschlernen helfen?

F.C.: Ja, ein bisschen. Meine 14-Jährige hilft mir. Wenn ich etwas nicht verstehe, gebe ich es ihr.

FAAL: Wie war Corona für dich? Die Schule [Frauen aus allen Ländern] war ja zu?

F.C.: Wegen Corona war die Schule zu. Ich habe über das Handy mit meiner Lehrerin gelernt.

FAAL: Wie war das für dich? War das schwierig oder hat das gut funktioniert?

F.C.: Es war gut für mich. Ich habe mit meiner Lehrerin gelernt und ich habe alles verstanden. Meine Lehrerin ist sehr gut. Wir haben auch Zoom gemacht. 

FAAL: Wie war der Lockdown für dich und deine Familie?

F.C.: Das war für mich und meine Familie schwierig. Wenn die Kinder nicht in die Schule gehen können, weinen sie Zuhause und haben auch Angst. In der Schule malen und schreiben sie und sprechen mit den anderen Kindern. Dann sind die Kinder glücklich.

FAAL: Was habt ihr während dem Lockdown gemacht, während die Schule zu war?

F.C.: Ich habe geputzt, gewaschen, gekocht, eingekauft. Später habe ich mit den Kindern gegessen. Danach habe ich mit den Kindern das ABC gelernt, gemalt, gerechnet. Mein kleines Kind hat Gitarre gespielt und gesungen.

FAAL: Hast du auch Zeit für den Deutschkurs gehabt?

F.C.: Es war schwierig für mich. Ich lerne Zuhause und später lerne ich mit den Kindern. Es war schwierig für mich, weil ich viel Arbeit Zuhause habe: einkaufen, kochen, putzen, bügeln, es gibt viel Arbeit.

FAAL: Okay, Zuhause ist es schwierig für dich. Was gefällt dir gut hier beim Deutschkurs?

F.C.: Hier gefällt mir das Sprechen mit den anderen Leuten. Zusammen lernen macht stark: Ich mache es gut und die anderen Frauen sagen auch, dass ich es gut mache. Das ist gut in der Schule.

FAAL: Was ist dein Wunsch für die Zukunft? Was möchtest du nach dem Deutschkurs machen?

F.C.: Ich brauche Arbeit. Wenn der Deutschkurs fertig ist, möchte ich eine Arbeit lernen.